Wear-Share: Aus Nächstenliebe wird ein soziales Modeprojekt
Blankenburg, Juni 2025 – Was als persönlicher Impuls begann, hat sich zu einer sozialen Initiative mit Herz entwickelt: Die 34-jährige Sozialarbeiterin und Designerin Christin Hinz setzt mit ihrem Projekt Wear-Share ein starkes Zeichen gegen Textilverschwendung und für gelebte Solidarität.
Die Idee entstand in einer Nacht im Mai, inspiriert durch wiederkehrende Facebook-Postings, die verdreckte und überfüllte Altkleidercontainer zeigten. „Es tut weh, zu sehen, wie Kleidung im Regen liegt, aussortiert wird und am Ende unbrauchbar ist. Besonders schlimm war ein Ort in Derenburg, wo Kinderklamotten draußen lagen. Ein anderes Baby hätte sich darüber gefreut“, berichtet Hinz.

Von der Idee zur Wirklichkeit
In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai kam die Eingebung: „Wenn es offene Bücherschränke gibt, warum nicht auch offene Kleiderschränke?“ Aus diesem Gedanken entstand ein konkretes Konzept: öffentlich zugängliche, wettergeschützte Kleiderschränke, in denen gut erhaltene Kleidung kostenlos geteilt werden kann – trocken, sicher, überwacht und mit geregelten Öffnungszeiten.
Der erste Wear-Share-Kleiderschrank wurde am 5. Juni 2025 im Eingangsbereich des Marktkaufs Blankenburg eröffnet – dank der Unterstützung von Marktleiter Herrn Leweke, der eine Fläche zur Verfügung stellte. Die Öffentlichkeitsarbeit koordiniert Christin selbst.
Digitale Vision: Technik trifft auf Soziales
Technisch begleitet wird das Projekt von Christins Lebenspartner, einem IT-Systemingenieur. Nach ihrer Ursprungsidee entwickelte er die Vision, dem Kleiderschrank ein digitales Alleinstellungsmerkmal zu verleihen. Ziel ist es, Nachhaltigkeit mit intelligenter Technik zu verbinden und so ein sozial innovatives Modell zu schaffen, das skalierbar und zukunftsfähig ist.
Der Schrank wird mit moderner Sensorik ausgestattet, die künftig anonymisierte Daten zum Nutzerverhalten erfassen kann – beispielsweise zur Nutzungshäufigkeit oder Verweildauer. Parallel ist eine interaktive NFC-Funktion geplant, über die Nutzerinnen und Nutzer per Smartphone oder Smartwatch mit dem Schrank interagieren können, zum Beispiel um Feedback zu geben oder Informationen abzurufen.
Die meisten technischen Komponenten befinden sich aktuell noch in der Laborphase. Die Nachrüstung hängt von der Freigabe für Strom- und Internetanschluss durch den Standortbetreiber ab. Alternativ wird bereits eine autarke Lösung mit Batteriebetrieb und IoT-SIM-Technologie erprobt.
Mehr als ein Schrank – eine Bewegung
Bereits zuvor hatte Christin Hinz das Projekt Containerklar ins Leben gerufen, eine Facebook-Initiative zur Aufklärung über die oft prekären Zustände rund um Altkleidercontainer. Auch dieses Projekt wird weitergeführt.
Inzwischen engagieren sich über 20 Helferinnen und Helfer im Hintergrund für Wear-Share. Erste Treffen für die Gründung eines Vereins fanden bereits im Schlosshotel Blankenburg statt. Weitere Kleiderschränke sind in Planung – vor allem in sozialen Einrichtungen wie Kitas, Familienzentren oder Stadtteiltreffs.
Christin Hinz betont: „Aktuell leben wir noch komplett von Spenden, sei es Kleidung, Geld oder Möbel. Jede Hilfe zählt.“